Kreischende Kinder, Unmengen an Spielzeug und Geklecker am Essenstisch – oder doch leere Räume und hochgestellte Stühle? Wie sieht ein Alltag im Kindergarten aus? Dies durfte ich in dem zweiwöchigen Schülerpraktikum erfahren und genauestens unter die Lupe nehmen.
Meine Erwartungen waren sehr hoch, als ich das erste Mal das kunterbunte Haus betrat, jedoch waren die meisten Schuhregale nur mit wenigen der Minischühchen befüllt. In dem Raum der Schmetterlingsgruppe saß um acht Uhr in der Früh ein einziges Kind, welches am Frühstückstisch die Milch verkleckerte. Nach und nach kamen ein paar Kinder dazu, sodass man wenigstens 7 von 20 Kindern zählen konnte. Grund dafür war die Coronaanstreckung mehrerer Haushalte.
Ob 7 oder 20 Kinder, herzlich begrüßt wurde ich auf jeden Fall. Jeden Morgen, als ich den Raum betrat, stürmten die Kinder auf mich zu, um mich zu umarmen. Ich wurde direkt von den Kindern in Beschlag genommen, die mit mir Bibi und Tina oder mit Bauklötzen spielen wollten.
Was mich sehr überrascht hat, ist, dass man klare Grüppchen von Geschlechtern und Klischees erkennen konnte. Außerdem unterscheidet sich der Berufswunsch zwischen Prinzessin und Kehrmaschinenfahrer oder Bauarbeiter enorm. Während die Jungen ihren Kindergartenvormittag damit verbrachten, den gesamten Raum mit Holzklötzen zu fliesen, waren die Mädchen sehr am Basteln und Malen interessiert.
Ich musste natürlich beidem gerecht werden, weshalb ich zum Beispiel viele Bastelaktionen organisiert habe, wie zum Beispiel kleine Mäuse aus Walnussschalen oder Schnecken aus Joghurtbechern zu basteln. Jedoch waren beim Bau eines Flugzeuges aus einem riesigen Karton auch alle Feuer und Flamme.
Von 12 bis 14 Uhr hatte ich meine Mittagspause, in der ich nach Hause gehen durfte. Danach folgte meine zweistündige Nachmittagsschicht. Während meiner Pause gab es in der Einrichtung Mittagessen, welches ich allerdings nicht mitbegleitet habe. Einige Kinder wurden bereits abgeholt und meine Aufgabe bestand darin, auch die verbliebenen Kinder zu beschäftigen.
Um 15 Uhr wurde es still in der Kita, jedoch endete der anstrengende Alltag eines Erziehers oder einer Erzieherin immer noch nicht. Der Raum musste noch aufgeräumt, geputzt und die Stühle hochgestellt werden. Außerdem wurden ab und zu bevorstehende Aktionen organisiert.
In der zweiten Woche war die Kindergartengruppe mit allen Kindern vollständig und für die meisten Kinder war ich eine neue Attraktion. Anders als in der ersten Woche, in der ich mich mit jedem einzelnen Kind befassen konnte, musste ich versuchen, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Der Kindergarten verfügt über eine Bücherei, in die ich mich öfters mit den Kindern gesetzt und ihnen vorgelesen habe.
Ich konnte nicht nur unzählige gemalte Bilder, sondern auch viele Erfahrungen in der Kindererziehung mit nach Hause nehmen. Was ich jedem mit auf den Weg geben kann, ist, dass Kinder gerade in dieser Altersgruppe viel alleine ausprobieren wollen. Es schadet nicht, ein Auge auf sie zu haben, allerdings sollte man die Kinder fordern und mit ihren eigenen Problemen konfrontieren. Statt die verschüttete Milch selber aufzuwischen, habe ich zum Beispiel den Kindern den Lappen in die Hand gedrückt. Selbst bei Streitigkeiten habe ich die Kinder erst selbständig nach einer Lösung suchen lassen, bevor ich über sie hinweg entschieden habe. Oftmals halfen auch motivierende Kommentare wie: „Du bist doch schon groß, das kannst du schon alleine.“ Hiermit lernen die Kinder eine gewisse Eigenveranwortung. Sollte eine Situation eskalieren, ist man natürlich jeder Zeit anwesend, um eingreifen zu können, auch wenn das eher selten nötig war. Was mir zusätzlich schnell bewusst wurde, war, dass man als Erzieher*in die Besonderheiten und Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes wissen muss. Ein Kind ist z.B. an Diabetes erkrankt und benötigte dadurch besondere Aufmerksamkeit. In diesem Beruf ist man ein großer Begleiter während der Entwicklung der Kinder und muss diese Schritte auch protokollieren und den Eltern Auffälligkeiten mitteilen.
Ich erinnere mich gerne an die zwei Wochen, jedoch besonders gerne an den Abschiedskreis, in dem ich eine selbstgeschriebene Geschichte vorlesen durfte. Auch die Kinder haben sich emotional an mich gebunden, sodass einigen der Abschied schwer fiel und die ein oder andere Träne kullerte.
Ich empfehle euch ein Praktikum im Kindergarten zu machen, wenn ihr motiviert und engagiert eure Ideen in den Kindergartenalltag einbringen wollt. Die Kinder werden es euch auf jeden Fall hoch anrechnen.