Wisst ihr noch, wann ihr euer erstes Smartphone bekommen habt? Und könnt ihr euch an euer Leben ohne Smartphone überhaupt noch erinnern? Mir fällt das ehrlich gesagt schwer und ich glaube, dass es vielen jungen Menschen so geht. Wir sind eine Generation, die mit dem Internet und Social Media aufwächst, ohne dass ältere Generationen uns beim Umgang mit diesen Medien helfen können, weil sie oft weniger davon verstehen als wir selbst.
Trotzdem müssen wir uns von ihnen oft Vorwürfe anhören, wir würden unsere Handys falsch oder zu viel nutzen, wir würden nicht mehr miteinander reden und nur noch online sozial interagieren.
Ich habe mich gefragt, ob diese Vorwürfe berechtigt sind oder nicht, und mit diesem Beitrag möchte ich euch die Möglichkeit geben, euch selbst ein Bild zu machen. Dazu möchte ich zuerst auf unseren aktuellen Umgang mit Smartphones eingehen, danach die Risiken und Gefahren erklären, die viele Erwachsene sehen und euch zum Schluss einige Vorschläge vorstellen, wie man sein Handy angemessen nutzen kann.
Erstmal sind wir Jugendlichen keine einheitliche Masse. Wir alle nutzen unser Smartphone und das Internet individuell. Trotzdem gibt es viele Überschneidungen. Ein großes Thema ist natürlich die Kommunikation. Über Messanger wie WhatsApp ist die Onlinekommunikation zu einer der leichtesten und schnellsten überhaupt geworden. Sie ist unglaublich praktisch, weil wir zu jeder Uhrzeit und an jedem Ort miteinander in Kontakt treten können. Es hat sich so auch eine neue Weise zu kommunizieren entwickelt. Nicht jedes Gespräch muss mit Inhalt gefüllt sein. Man kann auch einfach mit seinen Freund*innen herumalbern, sich Memes oder GIFs schicken und quasi seine Freundschaft aufs Internet erweitern. Die Beliebtheit der Kommunikation per Messanger zeigt sich auch, wenn man sich die Zahl der Nutzer*innen ansieht. Allein WhatsApp wird von 430 Millionen Menschen weltweit genutzt, 30 Millionen davon sind in Deutschland, und täglich werden 50 Milliarden Nachrichten verschickt.
Neben der Kommunikation nutzen wir unsere Smartphones auch zur Unterhaltung. Es gibt verschiedenste Apps, die allein diesem Zweck dienen. Das geht von einfachen Spielen bis zu Apps zum Musik oder Podcast hören. Man kann sich Streaming-Dienste auf sein Handy laden und so Videos, Filme und Serien anschauen oder Hörbücher hören. Weil Smartphones mobil sind, kann man sie auch während des Sports, beim Aufräumen oder auf langen Auto- oder Bahnfahrten verwenden.
Social Media dient sowohl zur Unterhaltung, als auch zur Kommunikation und ist ein Aspekt der Onlinewelt, den viele ältere Menschen nicht zu begreifen scheinen.Vielleicht seid auch schon mal daran gescheitert, euren Eltern zu erklären, warum ein bestimmtes Meme oder ein TikTok lustig ist oder euer Oma, warum ihr euch die Kommentare unter einem Instagram-Post durchlest.
Für viele von uns sind soziale Plattformen aber auch ein Weg, uns zu informieren. Es gibt zum Beispiel TikTok-Kanäle, die über wichtige gesellschaftliche Themen aufklären, geschichtliche Ereignisse in Videoform aufarbeiten oder Aktionen wie „Fridays for Future“ unterstützen. Außerdem bietet sich die Möglichkeit für Menschen, die nicht dem Idealbild der Gesellschaft entsprechen, erfolgreich zu werden und Repräsentation bieten bzw. zu finden.
All dies sind positive Aspekte der Handynutzung, nun gibt es aber auch Nachteile, die sich durch den extremen Gebrauch unserer Smartphones ergeben, und diese werden nicht nur von einer verbitterten Boomer Generation, sondern auch von Wissenschaftler*innen und Psycholog*innen gesehen. Die Kulturwissenschaftlerin Sherry Turkle steht zum Beispiel der Identifikation mit bestimmten Gruppen auf Social Media und dem daraus resultierenden Zugehörigkeitsgefühl kritisch gegenüber. Sie meint, dass dies keine echte, sondern nur eine Scheingeselligkeit sei, die im Endeffekt zu Isolation führen könne. Sie meint, dass Jugendliche sich mit dem Alleinsein schwertun. Wir hätten nie lernen müssen, allein zu sein, weil wir durch unsere Smartphones immer jemanden erreichen können und selbst immer erreichbar sind. Turkle behauptete auch, Alleinsein sei essenziell, um sich selbst zu finden und wahre Sozialkompetenz zu entwickeln. „Einer Generation, die Alleinsein als Vereinsamung erfährt, mangelt es an Autonomie.“ Autonomie bedeutet Selbstständigkeit, wir aber seien abhängig von unseren Handys.
Ein anderes Problem, dass oft von Kritiker*innen angesprochen wird, ist die sogenannte „Fear of Missing Out“, die Angst, etwas zu verpassen, wenn man nicht online ist. Der Psychologe Leonard Reinecke vermutet, dass wir sowohl von uns selbst, als auch von anderen Menschen erwarten, ständig erreichbar zu sein. Der Psychologe Thomas Montag vergleicht unsere Smartphonenutzung mit Glücksspiel. Man erwarte, in einer Form belohnt zu werden, z. B. durch eine Neuigkeit, und die Ungewissheit ließe einen immer wieder einschalten.
Inwiefern diese Probleme auf uns selbst zutreffen, ist vielleicht gar nicht so leicht zu sagen. Wir sind so daran gewöhnt, dauernd unser Handy dabei zu haben, es ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.
Smartphones aus unseren Leben zu verbannen, kann nicht die Lösung sein, denn sie sind ja auch unglaublich nützlich und wir nutzen sie auf vielfältige und sinnvolle Weisen. Was wir stattdessen tun sollten, ist, Medienkompetenz zu entwickeln und zu lernen, uns von unserer Online-Identität abzukoppeln. Dass das digitale und das analoge Leben sich mehr und mehr vermischen, ist unvermeidbar. Wir müssen uns der möglichen Probleme und Gefahren bewusst sein, damit wir ihnen vorbeugen können.
Smartphones bieten unendlich viele einzigartige neue Möglichkeiten, die unsere Leben verändern undbereichern. Sie ergänzen unser Leben in vielen Fällen, statt es zu vereinnahmen, wie einige Erwachsene glauben. Die Vorstellung der Jugendlichen, die nur noch auf ihr Handy starren und nicht mehr miteinander reden, ist definitiv ein Stereotyp. Trotzdem gibt es gewisse Risiken, die wir beachten sollten. Erstmal hilft es vielleicht schon, ganz einfach darauf zu achten, dass wir uns nicht in unserer Onlinewelt verlieren und auch noch ein analoges Leben führen.
Ein Artikel von Jojo aus der EF
Es handelt sich hierbei um einen Meinungsartikel, der auch zu Diskussionen anregen soll. Derartige Artikel spiegeln nicht automatisch die Meinung der Redaktion wider.