Was ist Toleranz und was für eine Stellung hat sie in unserer heutigen Gesellschaft? Wann ist Toleranz nötig und wann ist sie ungefragt? Sollten wir immer immer Toleranz zeigen ?
Unter Toleranz versteht man im Grunde genommen die Akzeptanz an Dingen oder Meinungen, welche man selbst nicht teilt. Man muss nicht eine bestimmte Gruppe unterstützen oder deren Meinung verstehen, um sie tolerieren zu können. Es geht hierbei vor Allem um den Respekt, den man gegenüber anderen zeigt.
Im Bezug auf unsere heutige Zeit gibt es beispielsweise die Fridays for future-Bewegung. Man muss nicht zwingend deren Meinung vertreten oder dieselben Ansichten teilen, es ist dennoch von Nöten, diese Menschen und ihre Sichtweise zu akzeptieren. Wenn dies nicht so wäre, würde niemand friedliche Demos halten können und bei Meinungsverschiedenheiten würde es immer zu Konflikten kommen. Aus diesem Grund ist Toleranz (vorallem in unserer heutigen globalsierten Welt) unglaublich wichtig für unser Zusammenleben.
Dennoch spalten sich die Meinungen, ob man jegliches Verhalten und jede Perspektive tolerieren sollte.
Der Philosoph Paul Feyerabend (1924- 1994) war der festen Meinung, dass es egal sein muss, wie ungewöhnlich oder wie menschenrechtswidrig einige Gebräuche oder kulturelle Ausführungen sind bzw. auf Außenstehende erscheinen. Er glaubt, dass man nicht über andere Traditionen/Kulturen urteilen darf, wenn man nicht selbst dieser angehört. Nach ihm kann das nur aus dem Inneren heraus bewertet werden.
Nida-Rümmelin(1954), welcher auch ein Philosoph ist, würde dem widersprechen. Er behauptet, dass kulturelle Praktiken nur soweit tolerierbar sind, sofern diese sich an die Grundrechte eines jedes Menschen halten. Zudem ist Nida-Rümmelin davon überzeugt, dass nicht jede Kultur oder jeder Glaube grundsätzlich etwas von der Menschenrechtsidee hält.
Für mich persönlich macht der Gedankengang von Nida-Rümmelin wesentlich mehr Sinn, denn es gibt viele Gebräuche innerhalb verschiedenster Kulturen, welche einem Menschen regelrecht die Würde nehmen. Beispiele hierfür sind die Kinderehe oder auch Zwangsheirat. Niemand ist berechtigt, einen zur Heirat zu zwingen und damit dazu, sein Leben dann mit einer meist vollkommen fremden Person zu verbringen. Kinderehen haben da noch einen weiteren kritischen Aspekt und zwar, dass in solch einem jungen Alter noch keine voll bewussten Entscheidungen getroffen werden können. Der Begriff der Ehe ist oft noch nicht einmal bewusst und dennoch werden Kinder dazu gebracht, eine Ehe einzugehen. Es stimmt zwar, dass diese kulturellen Praktiken ihren Grund haben und auch in gewisser Weise ihren Sinn, jedoch sollte dies meiner Meinung nach nicht toleriert bzw. sogar gestoppt werden, da es die Menschenwürde verletzt.
An dieser Stelle kommt zwangsläufig die Frage auf, wie man dann dagegen vorgehen sollte oder wie es Außenstehenden möglich ist, dies zu stoppen. Selbstverständlich geht das nur ohne Gewalt und nur friedvoll. Zuallererst muss innerhalb der Kulturen Einsicht entstehen, warum gewisse Dinge einfach nicht richtig sind. Diese Menschen brauchen Aufklärung, um das besser verstehen zu können und sie müssen lernen, andere Perspektiven einzunehmen. Es ist möglich, dass durch Druck von Außen solche Praktiken vermindert werden, jedoch ist dies nicht effektiv oder zumindest nicht langfristig effektiv. Aus diesem Grund muss man von Innen heraus das Problem lösen und nicht von Außen.
Zusammengefasst lässt sich festhalten:
Toleranz hat den zweithöchsten Stellenwert in unserer Gesellschaft und sorgt für unser friedliches Zusammenleben. An höchster Stelle steht jedoch die Würde eines jeden Menschen, weswegen man nicht jedes Verhalten bzw. nicht jede Praktik tolerieren gegen Menschenrechtswidriges vorgehen sollte.
Artikel von Ayda, EF
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