Applaus und Dank wurde in Corona Zeiten an die Pflegekräfte gesandt, doch von diesem können sie sich auch nicht verdoppeln. Der Pflegenotstand ist in Deutschland schon länger zum Problem geworden: 110.000 zusätzliche Pfleger*innen werden laut der Gewerkschaft ver.di benötigt, um eine bedarfsgerechte Versorgung von Kranken, Alten und Bedürftigen sicher zu stellen.
Wie sind die Bedingungen?
Die Bedingungen, unter denen die Pfleger*innen arbeiten müssen, beinhalten vor allem Überstunden, hohe Belastung – sowohl körperlich, emotional als auch psychisch– und einen enormen Zeitdruck. Für einen Patienten bleiben meist nur ein paar Minuten, welche nicht reichen, um jedem Patienten die notwendige Pflege zu bieten und bedürfnisorientiert zu arbeiten. Zudem arbeiten die Pflegekräfte im Schichtdienst, was bedeutet, dass sie sowohl an Feiertagen als auch am Wochenende arbeiten müssen. Oft herrscht auch akuter Mangel in der Schicht, sodass sie einspringen müssen. Viele sind überarbeitet und erschöpft, was oft auch zu einem Burnout führen kann.
Ursachen für den Mangel?
Grundsätzlich sind die Ursachen die Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung. Generell werden soziale Berufe schlechter bezahlt als andere Berufe, was diese natürlich wenig attraktiv für Berufseinsteiger*innen macht. Viele Pflegekräfte entscheiden sich nach langer Ausbildung schließlich dafür, den Beruf zu wechseln, weil sie unter der Last zusammenbrechen. Durch die schlechten Arbeitsbedingungen und vor allem durch den Schichtdienst haben Pflegekräfte oft eine schlechte „worklife-balance“, was sich auf die Gesundheit auswirkt. Pflegekräfte müssen zudem auch viel Verantwortung übernehmen, was zu einer psychischen Belastung beiträgt. Der Beruf hat ein schlechtes Image und wird von der Bevölkerung zu wenig wertgeschätzt im Vergleich zur geleisteten Arbeit.
Was können wir tun?
Sieht man sich das Problem distanziert an, könnte man sagen: Wir selber können nicht viel machen. Damit sich etwas am Mangel ändert, müssen sich vor allem die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung verändern. Um Einfluss darauf zu nehmen, muss man die Politik verändern und dafür auf das Problem aufmerksam machen, Kampagnen starten, auf die Straße gehen und dem Problem noch mehr Gehör verschaffen. Wenn man bedenkt, dass fast jeder in seinem Leben Pflegeleistungen in Anspruch nehmen muss, sollte sich jeder Einzelne dafür einsetzen.
Artikel von Lisann, Q1